Allgemeines
Lehrerinnen und Lehrer für Fachpraxis werden in Niedersachsen direkt von den berufsbildenden Schulen eingestellt. (Hinweise auf den Seiten des Niedersächsischen Kultusministeriums)
Die berufsbildenden Schulen schreiben bei Bedarf in dem jeweiligen Fachbereich eine Stelle für die Fachpraxislehrkraft aus. (Stellenausschreibungen für Fachpraxislehrkräfte)
Im Anschluss an das Bewerbungsverfahren meldet die Berufsschule die/ den erfolgreiche/n Bewerberin/ Bewerber zur Qualifizierung im Studienseminar an.
Die Qualifizierung zur Fachpraxislehrkraft erfolgt gemäß:
RdErl. d. MK v.28.08.2012 – 14 – 03 111/24 (8)(SVBL. 10/2012 S. 509) – VORIS 20411-
Qualifizierung gemäß §13 Abs.1 und 2 der Niedersächsischen Verordnung über die Laufbahn der Laufbahngruppe 2 der Fachrichtung Bildung (NLVO-Bildung) und Erwerb einer Ergänzungsqualifikation für ein Lehramt.
Formales
Die Qualifizierung zur Fachpraxislehrkraft (zu Qualifizierende) erfolgt innerhalb der dreijährigen Probezeit und umfasst 24 Monate.
Zu Beginn der Probezeit findet parallel zu ihrer beruflichen Tätigkeit die 24–monatige
pädagogisch–didaktische Qualifizierung am Studienseminar statt. Am Ende der Qualifizierungsphase zur Fachpraxislehrkraft wird zur Bewertung der erfolgreichen Qualifizierung ein Kurzgutachten erstellt.
Gemäß § 18 der Niedersächsischen Verordnung über die Arbeitszeit der Beamtinnen und Beamten an öffentlichen Schulen (Nds. ArbZVO-Schule) werden die zu Qualifizierenden für die Teilnahme an den Seminarveranstaltungen von ihrer Dienstverpflichtung mit wöchentlich fünf Unterrichtsstunden freigestellt. Die Freistellung endet mit Abschluss der Qualifizierungsmaßnahme am Studienseminar.
Vorgesetzte oder Vorgesetzter der zu Qualifizierenden ist die Schulleiterin oder der Schulleiter der Schule, an der die zu Qualifizierenden überwiegend unterrichten. Die Gesamtverantwortung für die zweijährige Qualifizierung im Studienseminar liegt bei der Seminarleitung. Qualifizierende sind mit der pädagogischen oder fachdidaktischen Qualifizierung beauftragten Lehrkräfte (Qualifizierende). Die Qualifizierenden sind Weisungsberechtigte; in der Schule sind dies die Schulleitung und die Fachlehrkräfte. Im Rahmen der verbleibenden Unterrichtsverpflichtung hat die qualifizierende Schule einen durch eine Fachlehrkraft betreuten Unterricht in einem der Qualifizierung förderlichen Umfang sicherzustellen.
Die Veranstaltungen des Studienseminars Stade zur
Qualifizierung der Lehrerinnen und Lehrer für Fachpraxis
Die Seminarveranstaltungen werden am Dienstag durchgeführt.
Dementsprechend sollten die zu Qualifizierenden am Dienstag keine Unterrichtsverpflichtungen an den Schulen haben. Die Unterrichtsbesuche finden vorrangig am Freitag statt.
Die zu Qualifizierenden nehmen teil…
- an den Veranstaltungen des schulpädagogischen Seminars (gerade Kalenderwochen)
- an den Veranstaltungen des fachdidaktischen Seminars des jeweiligen Berufsfeldes (ungerade Kalenderwochen)
- an sonstigen Veranstaltungen des Studienseminars
Die Qualifizierung für Lehrerinnen und Lehrer für Fachpraxis im Studienseminar Stade beinhaltet drei Komponenten
- Seminarveranstaltungen
In jedem Halbjahr werden in der Regel sechs schulpädagogische und fünf fachdidaktische achtstündige Seminartage durchgeführt. In diesen Veranstaltungen setzen sich die zu Qualifizierenden mit folgenden vier Kompetenzbereichen auseinander
- Unterrichten
- Erziehen
- Beurteilen
- Innovieren
Die in diesen vier Kompetenzbereichen zu erlangenden Kompetenzen sind in den
„Standards für die Qualifizierung der Lehrerinnen und Lehrer für Fachpraxis“ aufgeführt.
- Unterrichtsbesuche und Beratungsgespräche
Neben den Seminarveranstaltungen werden Unterrichtsbesuche durchgeführt.
Jede(r) zu Qualifizierende hat in zwei Jahren vier Unterrichtsbesuche (UBs) zu absolvieren. Zudem werden im Rahmen der fachdidaktischen Seminarveranstaltungen kollegiale Unterrichtshospitationen (KHs) durchgeführt. Vor jedem Unterrichtsbesuch ist eine schriftliche Unterrichtsplanung abzugeben.
Während der Qualifizierungsphase werden im Anschluss an die Unterrichtsbesuche vier Beratungsgespräche durchgeführt. Hier setzen sich die zu qualifizierende Lehrkraft und die betreuenden Qualifizierenden zusammen, um sich über den aktuellen Stand der Qualifizierung auszutauschen und Zielvereinbarungen zu schließen und zu überprüfen.
- Kollegiale Hospitationen
Die kollegialen Hospitationen werden in der Regel in den fachdidaktischen Seminaren durchgeführt.
Im Rahmen der kollegialen Hospitationen erhalten die zu Qualifizierenden eine Orientierungsmöglichkeit zur Überprüfung des eigenen Unterrichts. Die kollegiale Hospitation ist ein Medium zur Steigerung der unterrichtlichen Qualität. Die zu Qualifizierenden werden für ihr eigenes pädagogisches und didaktisches Handeln sensibilisiert, gemeinsame Beobachtungen, Erlebnisse und Erfahrungen können in einer kollegialen Gruppe ausgewertet werden.
Pädagogisch–didaktische Qualifizierung
Lehrerinnen und Lehrer für Fachpraxis werden dafür eingestellt und qualifiziert, den Unterricht im berufsbezogenen Lernbereich Praxis in dem ihrer Vorbildung entsprechenden Berufsbereich zu erteilen und die Lehrkräfte im berufsbezogenen Lernbereich Theorie, bei Demonstrationen, Versuchen und Übungen zu unterstützen. Sie unterrichten vor allem in den Klassen des Berufsvorbereitungs-jahres (BVJ), in Berufseinstiegsklassen (BEK) und in Berufsfachschulen (BFS).
Der praktische Unterricht ist eine wichtige Stütze der schulischen Berufsvorbereitung für noch nicht berufsreife Jugendliche und für die berufliche Grundbildung. Die Jugendlichen sehen in ihren Fachpraxislehrkräften wichtige Vertreter ihres zukünftigen Berufes, so dass die Lehrkräfte für die Schüler/innen oft Ansprechpartner für alle beruflichen und auch privaten Themen sind.
Lehrer/innen für Fachpraxis unterrichten häufig in Klassen, in denen sozial- und bildungsbenach-teiligte Jugendliche hohe Anforderungen an sie stellen. Die pädagogische Aufgabe der Lehrer/innen besteht somit neben der Förderung der Fachkompetenz in der Förderung der Sozial- und Lernkompetenz der Schüler/innen.
Das Seminar hat die Aufgabe, …
- Lehrkräften den Einstieg in die praktische Schularbeit zu erleichtern,
- Lehrkräfte bei der didaktischen und methodischen Umsetzung ihrer Erfahrungen
aus der Berufswelt zu unterstützen, - Lehrkräfte zu qualifizieren, damit sie in vielfältigen Situationen angemessen reagieren können,
- Lehrkräfte zu unterstützen, damit sie auch benachteiligte Jugendliche pädagogisch fördern und diesen Schülern/-innen Hilfen für den Einstieg ins Berufsleben eröffnen können,
- Lehrkräfte dazu anzuregen, einen regen kommunikativen Austausch mit Kolleginnen
und Kollegen zu pflegen, - Lehrkräften die rechtlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen ihres Berufes näher zu bringen,
- Lehrkräfte dazu anzuregen, dass das Reflektieren des eigenen Handelns
und das lebenslange Weiterlernen im Beruf zur Selbstverständlichkeit wird.